Wann werden Zeitungen bedeutungslos?

Laut eines Beitrags im Future Exploration Network werden Mitte des Jahrhunderts Zeitungen bedeutungslos sein. Zeitungen enthalten Nachrichten, die auf Papier gedruckt sind. Der letzte Satz liest sich heute etwas komisch, soll aber definieren, was heute mit dem Begriff „Zeitung“ gemeint ist. Denn Zeitungen könnten in Zukunft etwas ganz Anderes sein.

Der Verfasser, Ross Dawson, geht in seiner Grafik (Link zum PDF) davon aus, dass der gegenwärtige Trend der nachlassenden Verkäufe der Mehrzahl von Print-Produkten anhält und wagt auf dieser Basis eine Vorhersage. Beispielsweise behaupten er, dass gedruckte Nachrichten zuerst in Ballungszentren und danach in ländlichen Gebieten bedeutungslos werden. Weiterhin werden Zeitungen weltweit in unterschiedlicher Geschwindigkeit an Bedeutung verlieren: So sollen in den USA bereits 2017 gedruckte Nachrichten kaum noch Beachtung finden, in Deutschland etwa 2030 und in vielen Ländern der Erde erst 2040. In den USA gibt es sogar eine Web-Seite namens newspaperdeathwatch.com, die den Niedergang der Zeitungen protokolliert.

Diese Unterschiede zwischen den Ländern lassen sich auf mehrere Gründe zurückführen: Beispielsweise regulieren und subventionieren Staaten den eigenen Pressemarkt unterschiedlich stark. Mobile digitale Empfänger durchdringen einige Länder stärker als andere. Die Altersstruktur der Bevölkerung unterscheidet sich. Datentransfer-Infrastruktur ist nicht überall gleich gut ausgebaut.
Außerdem nehmen Werbeausgaben in den digitalen Medien zu und in den „analogen“ Medien ab, aber nicht überall in gleichem Maße.

Zeitungen neu erfinden

Die Bedeutungslosigkeit von Zeitungen sollte nicht mit dem Verschwinden von gedruckten Nachrichten gleichgesetzt werden, denn gedrucktes Papier wird es immer geben; es wird nur nicht mehr den Alltag so sehr dominieren, wie es das heute noch tut.
Für Verlage sieht auch diese Studie eine Chance im Wandel des eigenen Geschäftsmodells: So könnten etwa Strategien sein, die eigenen Inhalte auf anderen Kanälen zur Verfügung zu stellen, gedruckte Nachrichten auf Einzelne zu personalisieren und fortwährend Nischenmärkte zu entdecken und zu versorgen. Beispielsweise feiern seit einiger Zeit Magazine mit „Land“ im Titel beachtliche Erfolge, was die gesamte Branche überrascht hat. In manchen Fällen kann auch Geduld und Optimierung des Bestehenden helfen, ohne ständig in blinden Aktionismus aufgrund von Quartalszahlen zu verfallen, schreibt Christoph Rottwilm auf manager-magazin.de.

Kritik an Dawson

Die sinkenden Print-Zahlen sind vielerorts zu sehen und daraus abzuleiten, dass gedruckte Nachrichten irgendwann in die Bedeutungslosigkeit entschwinden werden, ist heutzutage nicht die ganz große Kunst. Was bei diesem Beitrag fehlt, ist die klare Wiedergabe der methodischen Ansätze, die der Verfasser hoffentlich hatte.
Auch wenn man die Vorhersagen glauben mag, es bleibt doch ein Verdacht, dass man einem Scharlatan namens Ross Dawson aufgesessen ist.

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