So wie Graham Lee vor mir habe auch ich vergessen, dass die Programmiersprache Objective-C in diesem Januar 30 Jahre alt geworden ist. 1983 haben die beiden Informatiker Brad Cox und Tom Love in einem Artikel eine objektorientierte Variante der Sprache C beschrieben, die später unter dem Namen Objective-C bekannt werden sollte.
Interessant ist, dass sich Brad Cox während der Entwicklung von Objective-C mit Bjarne Stroustrup dem Entwickler des recht bekannten C-Derivats C++, traf. Beide hatten eine sehr unterschiedliche Sichtweise auf eine objektorientierte Version von C; während Stroustrup sich an Simula orientierte, nahm sich Cox Smalltalk als Vorbild. Die Konsequenz von Cox‘ Entscheidung sieht man sehr schnell an der Verwendung der von Smalltalk inspirierten eckigen Klammern, die Objective-C-Neulingen immer ein paar Fragezeichen ins Gesicht zaubern.
Der Grund für Cox und Love, sich der Entwicklung von Objective-C zu verschreiben, lag im Wunsch begründet, die Schwierigkeiten von C beim Entwickeln von wiederverwertbarem Code zu beseitigen, wie Cox in einem Interview selbst erzählt. Anfang der 1980er war das Konzept des objektorientierten Programmierens lediglich in Forschungslaboren im Gespräch und man wollte dem Thema mehr Öffentlichkeit verschaffen.
1988 verhalf der Computerhersteller NeXT der Sprache zu mehr Aufmerksamkeit, als das Unternehmen Objective-C lizensierte, in die GNU Compiler Collection (GCC) integrierte und somit der gesamten Entwicklergemeinde zur Verfügung stellte.
1996 kaufte Apple den damaligen Software-Hersteller NeXT und Objective-C samt Entwicklungsumgebung (IDE) und Frameworks waren im Paket mit dabei. Die IDE hieß damals Project Builder. Sie wurde bei Apple erweitert und 2003 in das heutige Xcode umbenannt.
Objective-C selbst änderte sich erst 2006, als Apple auf der Worldwide Developers Conference (WWDC) weitreichende Änderungen an der Sprache vornahm. Syntax-Vereinfachungen, 64-Bit-Unterstützung und viele weitere Neuerungen hielten Einzug, so dass es legitim war, ab dann von Objective-C 2.0 zu sprechen. Damit stoppte die Pflege aber nicht, denn auch auf der letztjährigen WWDC führte Apple weitere Vereinfachungen ein.
Endgültig im Mainstream angekommen ist die Programmiersprache im Jahr 2011 als sie zur Sprache des Jahres gewählt wurde. Eine Ehre, die der Sprache 2012 gleich noch einmal zuteil wurde.
30 ist ein gutes Alter. Nicht so alt, um verbohrt zu sein, aber auch nicht so jung, um wilde Experimente zu starten. Von daher … Glückwunsch, Objective-C! Auf die kommenden 30 Jahre!