Google Reader hilft beim Erwachsenwerden

tl;dr: Danke, Google, für diese Lektion.

Seit über zehn Jahren setze ich keine Raubkopien mehr ein. Damals war ich ein Student und empfand den Einsatz von kopierter Software als Bagatelldelikt. Es ist klar: Diebstahl bleibt Diebstahl – weil ich die Software nicht bezahlen kann, habe ich keineswegs das Recht, diese einfach unlizensiert zu verwenden. Dennoch denke ich bis heute, dass Menschen in der Ausbildung bei derartigen Vergehen nicht zu hart verfolgt werden sollten, wenn sie die raubkopierte Software weder verkaufen noch mit ihrem Einsatz Geld verdienen.

Was hat das Ganze mit der angekündigten Einstellung von Google Reader zu tun?
Nun, Google Reader war – wie so viele Google-Dienste – kostenlos und nun hat der Software-Konzern angekündigt, zu Anfang Juli den Stecker bei Google Reader zu ziehen. Hätte Google mit „Reader“ Geld verdient, bliebe der Dienst bestehen. Oftmals ist es sinnvoll, für einen Service zu bezahlen, wenn man sich darauf verlässt, denn dann ist die Chance größer, dass ein Dienst Bestand haben wird.

Es ist nicht das erste Mal, dass der Software-Konzern aufräumt und Angebote beendet, die entweder erfolglos waren oder nicht mehr der Firmen-Strategie entsprechen. Google Wave war für mich so ein Beispiel, aber damals habe ich die Konsequenzen nicht gezogen. Dieses Mal kommt mir ein etwas bedrohlicher Gedanke: Welchen kostenlosen Google-Dienst, den ich einsetze, wird Google als nächstes einstellen? Das Beenden von „Reader“ mag für Google ein kleiner Schritt sein, für Menschen, die auf Basis digitaler Nachrichtenverbreitung arbeiten, ist es ein riesiger und dieses Mal ziehe ich für mich Konsequenzen. Mein RSS-Reader unter OS X und iOS heißt Reeder. Der Entwickler arbeitet daran, neben Google Reader auch andere Dienste zu unterstützen, wie beispielsweise Feedly. Dorthin werde ich umziehen.

Ich bezeichne mich bereits als erwachsen. Ich arbeite und erwarte, für meine Tätigkeit bezahlt zu werden. In diesem Sinne bin ich bereit Andere zu bezahlen, wenn ich die Produkte ihrer Arbeit verwende, die Zeit der Raubkopien ist lange vorbei. Es ist nun für mich an der Zeit, auf die kostenlosen Services zu verzichten, wenn deren Anbieter kein Geschäftsmodell haben. Das Ausspähen meiner Daten, um mir personalisierte Werbung anzuzeigen, mag ein Geschäftsmodell sein – es ist aber keins, das mir gefällt. Somit ziehe ich jetzt für mich den Stecker bei derartigen Diensten.

Nichts ist kostenlos, auch wenn es oberflächlich so erscheinen mag. Danke, Google, für diese Lektion.

Nützliche Links für Google-Reader-Alternativen:

Daten aus Google Reader exportieren

Mshable mit Reader-Alternativen

spiegel.de mit Reader-Alternativen

lifehacker.com mit Reader-Alternativen

CNet mit Reader-Alternativen

11 Reader-Alternativen von venturebeat.com

Ein Gedanke zu „Google Reader hilft beim Erwachsenwerden“

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