Ich mag Plants vs Zombies 2

tl;dr Freemium bleibt Scheiße, aber Plants vs Zombies 2 macht trotzdem großen Spaß.

Mit über 16 Millionen Downloads auf iPhone, iPad und iPod touch innerhalb der ersten Tage nach Erscheinen gehört der Start des zweiten Teils des Tower-Defense-Spiels Plants vs Zombies zum erfolgreichsten, was die iOS-Spielwelt bisher erlebt hat. Im Vergleich zum Vorgänger hat sich am Spielprinzip nur wenig geändert, so dass Kennerinnen und Kenner des ersten Teils sich gleich heimisch fühlen. Was jedoch radikal neu ist, ist der Preis: Plants vs Zombies 2 ist kostenlos erhältlich, bietet aber über die Möglichkeiten der In-App-Käufe viele Gelegenheiten Geld los zu werden.

[Update: Inzwischen sind es 25 Millionen Downloads.]

Das Spielprinzip

Ein Haufen Zombies mit unterschiedlichen Fähigkeiten möchten das Gehirn der Spielerin / des Spielers verspeisen und laufen dafür mehr oder weniger strategisch von rechts nach links über den Bildschirm. Erreichen sie die äußere linke Seite, ist das eigene Gehirn futsch, und die Zombies haben gewonnen. Als Spieler hat man ein – zu Anfang überschaubares, im weiteren Spielverlauf ein großes – Arsenal an Pflanzen zur Verfügung, mit deren Hilfe sich eine Verteidigungsstrategie entwerfen lässt. Erbsen-Kanonen, Kartoffel-Minen, Kohl-Katapulte und viele weitere kreative Waffen stellen sich den Zombies hoffentlich erfolgreich entgegen.

Durchspielen

Drei große Spielorte mit vielen Zwischenstationen warten darauf, durchquert zu werden: So kämpft sich die Spielerin / der Spieler durch das alte Ägypten, legt sich mit Piraten auf der hohen See an und muss sich schließlich im Wilden Westen durchsetzen. Im Verlauf des Spiels erhält man Spielgeld, mit dem sich besondere Fähigkeiten – wie beispielsweise das Erledigen der Zombies durch Stromschläge oder Zerquetschen – erwerben lassen. Für echtes Geld wiederum lassen sich die Level einfach freischalten oder neue Pflanzen kaufen. Tatsächlich weisen immer mal wieder bildschirmfüllende Dialoge auf die zahlreichen Angebote hin und laden zum Kauf ein. Der Einladung muss man nicht entsprechen, denn das Spiel lässt sich auch ohne Zusatzkäufe durchspielen, es dauert nur ein bisschen länger. Insofern bleibt Publisher EA fair: Die In-App-Käufe erleichtern das Durchspielen, aber der Schwierigkeitsgrad nimmt ohne Zusatzkäufe keine unmöglichen Dimensionen an.
Ich hätte gerne 3,99 Euro für das Spiel bezahlt und wäre von dem In-App-Quatsch verschont geblieben, aber so verdient EA halt kein Geld an mir.

Fazit

Das Spiel ist sehr schön geworden: Die Animationen sind liebevoll umgesetzt, das Spielprinzip wurde bewahrt, die Story ist beknackt, aber egal und auch auf einem inzwischen betagten iPhone 4 läuft das Spiel in guter Geschwindigkeit. Plants vs Zombies 2 macht einfach großen Spaß, so großen Spaß, dass diesen nicht einmal die häufigen Hinweise auf In-App-Käufe verderben können.

Journalismus 2013: Hauptsache der Output stimmt

Fortwährend bauen Verlags-Manager aufgrund der Daten ihrer Tabellenkalkulationen Verlage um. Dieser Tage, in denen das Jammern und Wehklagen ob der ständig sinkenden Auflage groß ist, sind die Manager wieder sehr geschäftig am Umbauen.

Gründe für das Sinken der Auflage gibt es viele, aber einer wird selten vorgetragen: Unwürdig recherchierter, schlecht kopierter Boulevard-Journalismus füllt vielerorts die Seiten. Ist ja auch billiger, als zeitintensive Recherche. Kein Wunder, dass der Beruf der Journalistin, des Journalisten ein so geringes Ansehen erfährt.

Vor kurzem machte eine Nachricht die Runde, die unter anderem auch Spiegel-Online eine Meldung wert war. Unter dem Titel „Wolkenkratzer ohne Aufzug: Der Treppenwitz von Benidorm“ wurde da genüsslich darüber berichtet, wie bei einem Hotel-Neubau in Spanien der Aufzug vergessen wurde. So weit, so egal, aber das Problem war: Es stimmte so nicht.

Die Medien-Seite BILDblog beschreibt unter dem Titel Schildbürger unter sich, wie schlampig die deutschsprachigen Nachrichtenseiten zum Teil vorgehen und auch von einander abschreiben.

Im Volontariat haben wir damals gelernt, bei der Recherche vorhandene Quellen zu prüfen. Dabei prüft man doppelt und zwar von einander unabhängigen Richtungen. Das ist aufwändig und kostet Zeit und somit auch Geld. Wenn man aber Journalismus lediglich als einen Wirtschaftszweig sieht, dann lässt sich an verschiedenen Stellen die Sparschraube ansetzen, am effektivsten spart man am Personal. Die Konsequenz ist relativ schnell zu sehen: Wenn weniger recherchierende Personen zur Verfügung stehen, die Seitenzahl – häufig auch „Output“ genannt – aber gleich bleiben soll, muss zwangsläufig etwas auf der Strecke bleiben. Man ist froh über unterhaltsame Meldungen, die sich geradezu von selbst schreiben, denn die Vorarbeit haben ja schon die Kolleginnen und Kollegen geliefert.

So ist bald kaum eine Meldung banal genug, als dass man damit nicht den Platz füllt, damit der Output stimmt. Leserinnen und Leser werden so für dumm verkauft und deren Misstrauen steigt. Denn: Woher soll ich wissen, dass die Berichte über die Lage in Kairo nicht genauso schlecht geprüft sind? Mein Vertrauen ist geschwunden.

Amazon kauft die Washington Post

Kaum eine Woche vergeht derzeit, ohne dass aus der Medienwelt eine neue Nachricht bekannte Muster durcheinander rüttelt. War es vor kurzem der Verkauf von Springers Abendblatt & Co an Funke, so ist es jetzt der Verkauf der Washington Post an Amazon-Chef Jeff Bezos.

Für 250 Millionen US-Dollar übernimmt Bezos von der Verleger-Familie Graham die renommierte Tageszeitung. Die Washington Post gilt neben der New York Times als Aushängeschild für journalistische Qualität. Leider ist die Zeitung seit Jahren defizitär und nun ist für den Inhaber anscheinend die Zeit gekommen, in der er das nicht mehr tragen kann oder tragen möchte. Für Bezos, dessen Vermögen auf 25 Milliarden US-Dollar geschätzt wird, stellt der Kauf nur ein geringes Risiko dar.

Was aber wird sich durch den Besitzerwechsel ändern? Ist der Kauf die Rettung der Zeitung? Die Rettung des Qualitätsjournalismus?

Bezos, der Heiland aus dem Netz

Zwar ist die Überraschung unter den Schreiberlingen groß, denn mit Bezos‘ Einstieg in den Zeitungsmarkt hat wohl niemand gerechnet, aber es gibt kein großes Entsetzen, dass mit der Übernahme nun der eiserne Besen durch die Redaktionsräume fegen wird. Vielmehr genießen Bezos und auch Amazon erstaunlich große Sympathien. Die Aufregung, dass Amazon seine Versandangestellten unter schlechten Bedingungen arbeiten lässt, jedes Jahr zum Weihnachtsgeschäft die Sozialgesetze der Bundesrepublik ausnutzt, die eigenen Kunden ausspioniert, die Konkurrenz durch Steuervermeidung verdrängt oder bei Passwörtern pfuscht, ist der Nerd-Gemeinde keinen großen Aufschrei wert, es wird lieber schön über Prime weiterbestellt. Der Kindle als toller Reader in den Himmel gelobt, Aktionen, wie das zentrale Löschen eines gekauften Buchs auf den Kindles der Kunden werden vergessen und vernachlässigt.
Über Bezos heißt es, er sei geduldig und nicht auf den schnellen Profit aus. Ist Bezos nun tatsächlich der große Wohltäter, der die Post als Hobby am Leben erhalten wird? Ein Mäzen? Zum Teil wird er gar als Heilsbringer gefeiert, der den verschnarchten Printverlegern ein bisschen Frische aus dem Netz bringt. Lediglich dem Verkauf an sich und der verkaufenden Familie schlägt ein wenig Kritik entgegen.

Nur sehr wenige Menschen wissen, was den Amazon-Boss zu diesem Schritt bewogen hat, aber ich bin mir sehr sicher, dass es überhaupt nichts mit nett, naivem Gutmenschentum zu tun hat. Vielmehr ist der Schritt wohlkalkuliert.

Lobbyarbeit par excellence

Bezos ist nicht blöd. Er rüstet sich und sein Unternehmen Amazon für die Zukunft. Bezos wird nicht durch die Redaktionsräume der Post schreiten und diktieren, was in die Artikel kommen soll. Er wird seine Journalisten auch nicht zu Gunsten Amazons schreiben lassen. Die Kontakte, die Reichweite und das Renommee der Zeitung wird Bezos sehr wohl einzusetzen wissen, denn nun öffnen sich auch die letzten Türen zu Staat und Verwaltung, die dem ohnehin bewunderten und willkommenen Unternehmer bisher verschlossen waren – Lobbyarbeit par excellence.

Und wenn jetzt einer sagt: „Aber das ist alles ganz falsch, denn nicht Amazon hat die Washington Post übernommen, sondern Jeff Bezos als Privatmensch.“, dann fällt mir dazu nur ein einziges Wort ein: Niedlich.

Ich muss wählen gehen!

Ich muss wählen gehen! Ich muss wählen gehen! Ich muss wählen gehen! Ich muss wählen gehen! Ich muss wählen gehen! Ich muss wählen gehen! Ich muss wählen gehen! Ich muss wählen gehen!

Wenn ich das oft genug bis zum 22. September wiederhole, gehe ich hoffentlich auch wirklich wählen. Noch nie hatte ich derartige Schwierigkeiten, mich für eine Bundestagswahl zu motivieren. Unangenehmes Gefühl.

Das Recht, eine Wahl zu haben, eine relevante Stimme abgeben zu dürfen, ist nichts Selbstverständliches. Jahrzehnte, Jahrhunderte, Jahrtausende wurde dafür gekämpft. An vielen Orten der Erde leiden noch heute Menschen für dieses Recht … und mich beschleicht eine peinliche Wahlmüdigkeit … es ist zum Heulen.

Zurzeit rauscht mir häufig Keine Macht für Niemand von Ton Steine Scherben durch den Kopf:

„Ich bin nicht frei und ich kann nur wählen,
Welche Diebe mich bestehlen, welche Mörder mir befehlen.“

Bestimmt wird das ja noch was mit mir und der Bundestagswahl, wenn erst die heiße Phase des Wahlkampfs tatsächlich beginnt. Kanzlerin und Kanzlerkandidat werden beide in Kiel sprechen: Am 16. August spricht Angela Merkel am Ostseekai und am 27. August ist Herausforderer Peer Steinbrück auf dem Europaplatz zu sehen und zu hören.