Journalismus 2013: Hauptsache der Output stimmt

Fortwährend bauen Verlags-Manager aufgrund der Daten ihrer Tabellenkalkulationen Verlage um. Dieser Tage, in denen das Jammern und Wehklagen ob der ständig sinkenden Auflage groß ist, sind die Manager wieder sehr geschäftig am Umbauen.

Gründe für das Sinken der Auflage gibt es viele, aber einer wird selten vorgetragen: Unwürdig recherchierter, schlecht kopierter Boulevard-Journalismus füllt vielerorts die Seiten. Ist ja auch billiger, als zeitintensive Recherche. Kein Wunder, dass der Beruf der Journalistin, des Journalisten ein so geringes Ansehen erfährt.

Vor kurzem machte eine Nachricht die Runde, die unter anderem auch Spiegel-Online eine Meldung wert war. Unter dem Titel „Wolkenkratzer ohne Aufzug: Der Treppenwitz von Benidorm“ wurde da genüsslich darüber berichtet, wie bei einem Hotel-Neubau in Spanien der Aufzug vergessen wurde. So weit, so egal, aber das Problem war: Es stimmte so nicht.

Die Medien-Seite BILDblog beschreibt unter dem Titel Schildbürger unter sich, wie schlampig die deutschsprachigen Nachrichtenseiten zum Teil vorgehen und auch von einander abschreiben.

Im Volontariat haben wir damals gelernt, bei der Recherche vorhandene Quellen zu prüfen. Dabei prüft man doppelt und zwar von einander unabhängigen Richtungen. Das ist aufwändig und kostet Zeit und somit auch Geld. Wenn man aber Journalismus lediglich als einen Wirtschaftszweig sieht, dann lässt sich an verschiedenen Stellen die Sparschraube ansetzen, am effektivsten spart man am Personal. Die Konsequenz ist relativ schnell zu sehen: Wenn weniger recherchierende Personen zur Verfügung stehen, die Seitenzahl – häufig auch „Output“ genannt – aber gleich bleiben soll, muss zwangsläufig etwas auf der Strecke bleiben. Man ist froh über unterhaltsame Meldungen, die sich geradezu von selbst schreiben, denn die Vorarbeit haben ja schon die Kolleginnen und Kollegen geliefert.

So ist bald kaum eine Meldung banal genug, als dass man damit nicht den Platz füllt, damit der Output stimmt. Leserinnen und Leser werden so für dumm verkauft und deren Misstrauen steigt. Denn: Woher soll ich wissen, dass die Berichte über die Lage in Kairo nicht genauso schlecht geprüft sind? Mein Vertrauen ist geschwunden.